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Aktuelles, Frühgeschichte, Genetik

News vom frühen Menschen

Gerade erschien eine neue Studie die sich mit der Entstehung des modernen Menschen befasst.

Wir wissen inzwischen auch das der Homo Neandertalensis und vermutlich auch der Denisova-Mensch bereits zu kreativen Leistungen und vermutlich auch zu einer Sprache fähig war. Aber ab wann genau entwickelten wir uns von einem Affen zum Menschen? So genau ist das bis heute nicht klar, insbesondere da offenbar auch Menschenaffen Werkzeuge benutzen.


Die frühe Werkzeug-Technologie

Die frühesten Werkzeuge gehören zur sogenannten Oldowan-Technologie, die auf maximal etwa 2,5 Mio Jahre datiert wurde und von Louis Leakey und seiner Frau Mary in der Oldoway-Schlucht in Tansania gemacht wurden.

Sie fanden zunächst Olduvai Hominid 5 (OH 5) der heute als Paranthropus boisei klassifiziert wird und dem anfangs auch die Steinwerkzeuge zugeschrieben wurden. Doch bald darauf fanden sie den Unterkiefer eines rund 1,75 Mio Jahre alten Kindes (OH 7 alias Johnnys Kind) der als Holotypus Homo habilis und damit als Urheber der Oldowan-Steinwerkzeuge erkannt wurde.

Später entdeckten sie auch eine entwickelte Oldowan-Technologie die als „developed Oldowan“ bzw. als Vorstufe Vorstufe des nachfolgenden Acheuléen interpretiert und der sogenannten „Oldoway-Georg“ (Name der Schlucht) Fundstelle zugeschrieben wurde. Der Unterschied zwischen der Oldowan-Technologie und der entwickelten Oldowan-Technologie bilden die einseitigen Abschläge von Geröllsteinen, die kaum als Werkzeug erkennbar waren und nur wegen ihres Transportes zur Fundstelle überhaupt ins Auge fielen. Dem gegenüber hat die entwickelte Oldowan-Technologie nun auch zweiseitige Abschläge und sind damit einem Werkzeug bedeutend näher. Typisch für diese Zeit sind sogenannte Chopper.

Im nachfolgendem Acheuléen typisch sind große abgeflachte, ovale oder zugespitzte, stets beidseitig bearbeitete Faustkeile.  Sie treten etwa vor 1,76 Mio Jahren erstmalig auf und sind in Eurasien und Asien auch ab etwa 600.000 Jahren regelmässig anzutreffen.

Dem folgte vor etwa 200.000 Jahren die Levallois-Technik, benannt nach einem Ort nahe Paris, bei der Schildkerne aus Feuerstein bearbeitet wurden und meist als Teilmenge innerhalb von anderen Werkzeugen wie Chopper und Faustkeilen gefunden werden. Typisch sind auch große Hackmesser, sogenannte Cleaver, Abschläge die als Klingen genutzt wurden, Schaber und kleinere Faustkeile (Fäustel). Inzwischen wurden diese Werkzeuge auch in Afrika gefunden und auf etwa 300.000 Jahre datiert. Diese werden in Afrika besonders Homo Sapiens in Europa aber auch Neandertalern zugeschrieben und gehen unmittelbar in das Moustérien über das vor etwa 120.000 Jahren begann und in Europa mit dem Neandertaler verbunden wird. Eine etwas spezialisiertere Form mit breiteren Schildkernen wird als Para-Levalloistechnik bezeichnet und in Südafrika verortet, wo eine Vielzahl von Funden des Homo Erectus bzw. Homo Ergaster gemacht wurden.
Zum Ende hin überlappt sich das sogenannte Micoquien vor 50-40.000 Jahren mit dem jüngerem Moustérien vor etwa 60.000 Jahren und wird teilweise nur als spezielle Technologie angesehen bei der Keilmesser, die sogenannten Micoque-Keile produziert wurden. Hier könnte sich bereits das Emiran (50-46 kya) und das Ahmarian (46-42 kya) im Nahem Osten andeuten.

Diese Weiterentwicklung der Levallois-Technologie wird als Junglevallois bezeichnet. Somit hat man das Acheuléen in ein Alt-Acheuléen bis vor 600.000 Jahren und ein Jung-Acheuléen unterteilt. Das Ende des Acheuléen ist nicht einfach zu datieren, da dessen Techniken in einzelnen Fundstellen weitaus länger in Gebrauch war als angenommen. Im Allgemeinem geht die Häufigkeit aber vor 75-50.000 Jahre seinem Ende zu, was der Auswanderung des Modernen Menschen aus Afrika entspricht. 

Diese Ordnung galt lange Zeit als etabliert, bis die Leakey Tochter Meave Leakey und ihr Team in Lomekwi am westlichen Turkana-See in Kenia den Hominiden Kenyanthropus platyops als neuen Holotyp vorstellte. Der Großteil der Steinwerkzeuge wurde nahe der Fundstelle entdeckt und entspricht überwiegend der Oldowan-Technologie. Doch in tieferen Schichten wurden noch gröber bearbeitete Steinwerkzeuge entdeckt die 2015 auf ein Alter von 3,3 Mio Jahre datiert wurden. Damit wurde eine Lomekwi-Technologie der Oldowan-Technologie voran gestellt. Am gleichen Ort, dem Turkana-See, nur diesmal in Äthiopien wurde von Friedemann Schrenk der Homo Rudolfensis ebenfalls als neue Art und Holotypus vorgestellt, der auch Werkzeuge anfertigte. Ein weiterer Fund vom Malawi-See wurde ebenfalls als Homo Rudolfensis klassifiziert. 
Dies löste einen Streit aus, sodaß 2015 neue Untersuchungen in Lomekwi stattfanden bei der ein als LD 350-1 bezeichneter Unterkiefer gefunden wurde der auf 2,75-2,8 Mio Jahre datiert wird. Inzwischen gibt es zahlreiche Diskussionen, ob es sich dabei um einen Homo oder einen Australopithecus afarensis handelt, der nur 50 km weiter entdeckt wurde und nur 200.000 Jahre älter ist.

Bis zum heutigem Zeitpunkt werden daher als Produzenten einfacher Steingeräte die frühen Menschen eventuell der Kenyanthropus platyops, sicher aber der Homo rudolfensis, Homo habilis sowie Homo ergaster / Homo erectus angesehen. Anzunehmen ist das natürlich auch vom Neandertaler, vom Denisova-Mensch sowie vom Homo Sapiens.

Ein bedeutender Fund waren auch die rund 1,75 Mio alten Funde von Dmanisi in Georgien, die teilweise als Homo Erectus georgius klassifiziert wurden und als erste Hominiden ausserhalb Afrikas entdeckt wurden. Die Bandbreite dieser Fundgruppe war so groß das sie zur Erkenntnis führte das Homo Erectus offensichtlich sehr unterschiedlich entwickelte Merkmale gleichzeitig aufwies.

Um nun endgültig mal Klarheit zu gewinnen, hat ein Schweizer Team nun die Schädel einer ganzen Reihe Funde untersucht, indem sie die Abdrücke des Gehirns an der Schädelinnenseite auf charakteristische Entwicklungen des Frontallappens und deren Verschiebung zur Schädelnaht untersuchte und mit modernen Menschen und Menschenaffen unterschied. Diese Verschiebung des Frontallappen korreliert mit einer Vergrößerung dieses Areals, das für die Geschicklichkeit der Werkzeugherstellung, für Sprache und soziale Interaktion wesentlich ist. 

GehirnentwicklungIn ihrem Ergebnis kam – nach meiner Interpretation – heraus das vor etwa 1,75 Mio Jahren mit dem Beginn des Alt-Acheuléen beim afrikanischen Homo Erectus eine Verschiebung im Frontallappen begann die sich vor etwa 1,5 Mio Jahren durchsetzte. Bedeutend dafür waren Fundstellen wie die Oldoway-Schlucht  mit den Funden des Homo Erectus OH 9 (ca. 1,5 Mio Jahre)  und Kobi Foora in Kenia wo Homo Ergaster (der auch als Afrikanischer Homo Erectus betrachtet wird) erstmalig beschrieben wurde. Der als Holotypus des Homo Ergaster genutzte KNM-ER 992 wurde nicht untersucht. Die meisten Funde aus Kobi Foora die als KNM-ER durchnummeriert wurden, sind eher einem Australophencinen und Menschenaffen nahestehend, nur der als Homo Ergaster klassifizierte KNM-ER 3883 (1,65 – bis 1,5 Mio Jahre) sowie der kleinere KNM-ER 42700 wurden als dem menschl. Gehirn nahestehend eingeordnet. Der als ältester Homo Ergaster in Ostafrika gefundene KNM-ER 2598 wurde wegen der Zweifel an seinem Alter kurze Zeit später nochmal untersucht und auf ein Alter von 1.855 Mio Jahre datiert. Bei der Nachgrabung hat man auch noch ein halbes Becken sowie ein Fußknochen gefunden, die möglicherweise zu KNM-ER 2598 gehören könnten. Dies lässt sich aber nicht mehr feststellen. Vor ca. 1,855 Mio Jahren entstand also Homo Ergaster am östlichen Turkana-See in Koobi Fora, Kenia. Zu diesem Zeitpunkt gab es dort eine offene etwas trockene Savannenlandschaft mit viel Grasland, einigen Bäumen und einem stehendem Gewässer (See), was vor allen Dingen für Weidetiere recht attraktiv war. Dies hat den Hominiden offenbar angezogen.

OH 9 wurde von Richard Leakey 1960 in der Oldoway-Schlucht in direkter Nachbarschaft von Oldowan-Werkzeugen gefunden und von ihm auf „Chellean Man“ getauft. Die Einordnung als Homo Erectus fand dann etwas später statt. 
Daneben hat man die etwa 1 Mio Jahre alten Funde BOU-VP-2/66 (aus der Dara-Formation in der Aswan-Region, Äthiopien) und UA-31 (aus der Danakil depression in Eritrea) als dem menschl. Gehirn nahestehend eingeordnet. 

Als ältester Homo Erectus gilt jedoch DNH 134, ein Jugendlicher der in den Höhlen von Drimolen  in der Provinz Gauteng, Südafrika. Die Fundstelle liegt im Cradle of Humankind in der Nähe des Rhino and Lion Nature Reserve, rund sieben Kilometer nördlich der Höhlen von Sterkfontein und  Swartkrans wo ebenfalls jede Menge Hominidenfunde gemacht wurden. Dieser Homo Erectus wurde auf 2.04 Mio. Jahre (1.934–2.120 mio) datiert. In der gleichen Höhle wurde ein Paranthropus robustus und zahlreiche Milchzähne weiterer nicht mehr zu identifizierende Australopencine oder Paranthropus-Exemplare gefunden. Nur DNH 35, DNH 45, DNH 70, Stw 53, und DNH 134 wurden teils unterschiedlichen Arten der Gattung Homo zugeschrieben. Einer dieser Hominiden Stw 53, wurde 2010 als Holotyp der neuen Art Homo gautengensis beschrieben, doch diese Zuordnung ist stark  umstritten denn andere Forscher betrachten ihn sowohl als Homo Erectus wie auch als Homo Habilis. Ähnlichkeiten gab es mit OH62, einem Homo habilis der als Oldoway-Hominid an einer anderen Fundstelle nahe der Oldoway-Schlucht gefunden wurde.

Sicher ist das im Cradle of Humankind (übersetzt Wiege der Menschheit) offenbar eine Paranthropus Robustus bzw. Bosai wie auch ein Homo Habilis oder früher Homo Erectus gleichzeitig lebten und sich offenbar auch vermischten, wodurch dann eine neue Art entstand. Die Bandbreite des Erscheinungsbildes von Paranthropus bzw. Homo ist jedoch schwer festzulegen, sodaß man Paranthropus Äthiopicus als frühe und , Paranthropus Robustus bzw. Paranthropus Bosai als spätere Form ansehen muss. 
Fraglich erscheint mir hier das Auftreten eines Australopithecus africanus der als Einzelfund nicht so recht in diese Region zu passen scheint, währen Homo naledi möglicherweise ein sehr später Paranthropus-Hybrid mit einem Homo Ergaster darstellt, was die Mischung alter und neuer Merkmale erklären könnte.

Mir stellt sich das so dar, als wären Homo Rudolphensis, Homo Habilis und Homo Ergaster/Erectus eine sehr alte, mittlere und junge Entwicklungsphase die am Turkana-See stattfand. Parallel dazu sind Australopithecus Anamensis, Australopithecus Afarensis und Australopithecus Africanus ebenfalls die frühe, mittlere und späte Form eines Australopithecus die sich im Afrikanischen Grabenbruch bildete.

Als sich der Australopithecus ausbreitete und nach Südafrika wanderte, durchlief er eine physische Anpassung und bildete stärkere Kaumuskeln aus, wodurch sich der Sagittalkamm (Scheitelkamm) hob um die Muskelstränge am Schädel zu verankern.  Dadurch entstand der Paranthropus. Schon Australopithecus äthiopicus bildete einen solchen Scheitelkamm, verbunden mit einem abgeflachtem Gesicht unterhalb der Augenbrauen. Dem ging offenbar ein Australopithecus deyiremeda voraus, der bereits erste Anpassungen an härtere Nahrung zeigt und vermutlich von Australopithecus afarensis abzweigt. Einige Wissenschaftler interpretieren ihn jedoch als lokale Form des Australopithecus afarensis. Die Anpassungen deuten jedoch auf ein verändertes Nahrungsangebot.

Als sich nun auch noch der frühe Homo Ergaster ebenfalls über Afrika ausbreitete, lebten beide Gattungen in der gleichen Region und vermischten sich gelegentlich.

Der Homo Naledi könnte so der letzte Hybride sein der zur Endphase der Paranthropus keine artgerechten Partner mehr fand.
Auch der geheimnisvolle Keyanthropus platypus könnte ein Hybrid zwischen einem Australopithecus äthiopicus und einem Australopithecus afrikanus sein, wobei er den Sagittalkamm verlor aber das flache Gesicht behielt. 

Im Grunde genommen ist es das selbe Szenario wie mit dem Neandertaler der sich mit dem Homo Sapiens mischte. Auch hier verschwand die primitivere Gattung, während die Hybride sich weiterhin mit dem Homo Sapiens vermischten bis irgendwann nur noch ein paar Prozentchen übrig blieben. 

Es liegt in der Natur eines Hybriden das er sich fortpflanzt und dabei die Merkmale der verfügbaren Partner übernimmt. Daher können diesen Arten nur lokal für kurze Zeit nachgewiesen werden.
Trotzdem könnten Hybride ein Motor der Weiterentwicklung sein, da sie der jungen Art offenbar ein Paket alter Schutzmechanismen wie Antikörper oder Genabschnitte vererben, die gewisse Vorteile mit sich bringen.

Alles in allem zeichnet sich also ab, das zwischen der Oldoway-Schlucht und Koobi Fora mögliche Verbindungen existierten die das Gebiet an den Beginn dieser außerordentlichen Gehirn-Entwicklung stellen, das ich mal als Stufe 1 bezeichnen möchte

Die Funde aus Java inbesondere Trinil-2 (etwa 1 Mio Jahre), Sangiran 2, 9 und 17 (etwa 1,3 Mio Jahre) sowie Bukuran und Mojokerto (etwa 1,49 Mio Jahre) und die deutlich jüngeren Funde Sambungmacan 3 und 4, Ngawi ( 0,5 Mio Jahre). Solo 4,5,6,10 und 11 (0,11 Mio Jahre) sowie Liang Bua (LB-1, ca. 0,07 Mio Jahre) die alle am Solo River gefunden wurden, wecken Zweifel an der hohen Datierung von Trinil-2, Sangiran, Bukuran und Mojokerto.
Allgemein passen diese Funde besser zu den Chinesischen Homo Erectus aus Zhoukoudian (Z-12, datiert auf 0,77 Mio Jahre) und Hexian (0,4 Mio Jahre). 
Man kann sie insgesamt einer Stufe 2 der Gehirnentwicklung zuordnen, aus der Solo-5 und Solo-10 den größten Fortschritt darstellt und möglicherweise schon auf eine Vermischung mit Homo Sapiens zurückzuführen ist.

Die Stufe 2 lässt vermuten das ihr Vorfahre nicht der Homo Erectus aus Georgien war, sondern ein rund 1,5 Mio Jahre alter Homo Erectus aus Koobi Fora, der bereits die Stufe 1 erreicht hatte.

Alternativ müsste man annehmen das sich der Homo Erectus Georgius auf seinem Weg nach Asien erheblich weiter entwickelt hätte. Dem widerspricht aber der Homo Floresiensis.
Der Schädel Homo Floresiensis sieht fast wie die Miniausgabe der Schädel von Dmanisi aus und steht daher eher dem Gehirn eines Menschenaffen nahe.  Dieser Homo Erectus muss also ungefair zu der Zeit ausgewandert sein als der Homo Erectus Dmanisi den Kaukasus erreichte und im Afrikanischen Grabenbruch eine bedeutende Weiterentwicklung auftrat, also vor 1,75 Mio Jahren. Nur hat diese Weiterentwicklung den Homo Erectus von Dmanisi nicht nicht mehr erreicht. Es ist daher fraglich ob Homo Floresiensis überhaupt schon Sprache entwickelte, wahrscheinlicher ist ein rudimentärer Anfang von Sprache, verbunden mit einer sozialen Kooperation. 

Die weiteste Entwicklung zeigen die Schädel von Bodo (Bodo D’Ar, Mittleres Aswan, Äthiopien und auf 0,6 Mio Jahre datiert) und Kabwe (Brocken Hill Mine in Sambia ehemals Rhodesien, 0,3 Mio Jahre) gefunden wurden. Beide werden als archaischer Homo Sapiens oder Homo Heidelbergensis angesehen.
Auch die Schädel von Steinheim an der Murr und Petralona in Griechenland die beide ursprünglich als Homo Heidelbergensis klassifiziert wurden, zeigen bereits eine ähnliche Weiterentwicklung sind aber mit 40-30.000 Jahren deutlich jünger und sollten eher dem archaischen Homo Sapiens entsprechen. Vielleicht gehörten sie zur ersten Einwanderungswelle oder sind nicht zuverlässig datiert, diese Datierung ist ja auch schon mehrere Jahrzehnte her.

Oldoway Schlucht in Kenia

Panorama-Blick auf die Oldoway Schlucht in Tansania

Somit kann man 3 Stufen der Gehirnentwicklung annehmen, die erste die vor 1,75 bis 1,5 Mio Jahren im afrikanischen Grabenbruch begann, als eine Verschiebung der Gehirnareale die Region wachsen ließ.

Eine Zweite Stufe die der ausgewanderte Homo Erectus vor etwa 750.000 Jahren nach Asien trug, was rein zufällig auch in die Zeit des Denisova-Menschen fällt. 

Und eine dritte Stufe die sowohl den archaischen Homo Sapiens als auch den Neandertaler betraf und vor etwa 300.000 Jahren erneut im Afrikanischen Grabenbruch begann. Zu dieser Ausbreitung gehörten dann wohl auch die Funde in Djebel Irhout, Marokko die auf ca. 300.000 Jahren datiert wurden.  Zu dieser Zeit war es möglich über die Landbrücke von Marokko nach Malta und Sizilien zu gelangen.

der Stammbaum der Hominiden – neu von mir interpretiert

Eine erste Auswanderung des archaischen Homo Sapiens ist anhand von Funden zwischen 125.000 und 105.000 Jahren zu datieren. Sie schafften es offenbar bis nach Petralona in Griechenland zu gelangen, starben aber wieder aus. Glücklicher verlief die Wanderung entlang der Arabischen Küste nach Indien und Südchina besser, wo sie zahlreiche Fundstellen hinterließen.
Die Toba-Eruption spaltete diese Population, ein Teil wanderte über Indochina bis zum Jangkse und über Korea, Japan oder Taiwan erreichten sie auch die Philippinen, wo sie eine Inselverzweigung des Homo Denisova antrafen und es vermutlich vor 66.000 Jahren zu einer Vermischung kam, da die Restpopulation keine artgerechten Partner mehr fanden. Das Ergebnis wäre dann Homo Luzonensis der als Hybrid bald wieder verschwand und sein Erbe in den philippinischen Erstbesiedlern hinterlies. Dies erklärt auch wieso erstmal nur das Denisova-Erbe gefunden wurde. Das Erbe des Hybriden wäre leicht zu übersehen und wurde ja auch nur durch Computer im Erbgut der Aeta gefunden.

Der andere Teil hatte wohl schon die Andamanen, Thailand, Sumatra und Java erreicht, wo sie möglicherweise noch auf eine Population eines Denisova/Homo Erectus Hybriden trafen, deren Gehirn sich schon auf Stufe 2 befand. Die Vermischung sorgte für weiteren geistigen Fortschritt als auch noch der Homo Sapiens Java erreichte. Dies sicherte möglicherweise auch das Überleben der archaischen Menschen, die weiter nach Papua-Australien wanderten und vor 60.000 Jahren am Lake Mungo lebten. 

Vor etwa 75.000 Jahren begann eine zweite Auswanderungswelle die über die Levante nach Europa und über eine Nordasiatische Route nach Zentralasien führte. Vermutlich trafen sie in der Levante wie auch in Südosteuropa auf Neandertaler und vermischten sich mit ihnen.  Doch ein Vulkanausbruch der phlegräischen Felder ließ diese Ausbreitung vor 40.000 Jahren scheitern. Kurz darauf kam es zu einer erneuten Einwanderung nach Europa, diesmal mit mehr Erfolg.

Vor 15.500 Jahren begannen sie zutraulichen Wolfsrudeln die ihnen seit Jahren vertraut waren, Welpen aus dem Bau zu nehmen und zum Treiben von Rentieren einzusetzen. Als sie weiter nach Norden zogen begleiteten sie bereits domestizierte Hunde.
Kritisch wurde es in Nordeuropa als vor 10.950 Jahren der Laacher See ausbrach, was zur weiträumigen Verstreuung der Broome-Hamburger Kultur führte, die sich von den Ardennen bis zur Ostsee zog.

Dies löste eine Versplitterung der Gruppen aus, die sich in alle Richtungen ausdehnte. Mit ihnen verbreiteten sich Hunde, eine Art Fruchtbarkeitskult und eine ureuropäische Sprache die von der Bretagne, dem Pariser Becken, der Dodogne in Südfrankreich bis in die westliche Ukraine und Estland gesprochen wurde. Als vor rund 8800 Jahren neolithische Bauern nach Europa einwanderten und domestizierte Tiere und Pflanzen verbreiteten, vermischten sich nach und nach nicht nur die Populationen sondern auch ihre Hunde, ihre Sprache und ihre Kulte. Gleiches galt für mesolithische Mammutjäger die von Asien her kamen und sich vor 9000 Jahren bis Karelien ausgebreitet hatten.

Währenddessen hatte die Gruppe die die Nordasiatische Route einschlug, mehr Erfolg. Ihr gelang die Ausbreitung bis zum Baikalsee und schliesslich bis zur inneren Mongolei, wo sie auf Menschen aus der ersten Auswanderung stieß, die bereits Denisova und Neandertal-Erbe in sich trugen. Auch hier führte eine Vermischung zu großer Ausbreitung die sie schliesslich bis nach Amerika führte.  

Die verschwundene erste europäische Besiedlung

Archaischer Homo Sapiens aus Jebel Irhoud, Marokko

Eine weitere Feststellung hat wieder einmal das MPI in Jena heraus gefunden. Demnach zeigen Europäer keinerlei Spuren mehr von den ersten nach Europa eingewanderten Homo Sapiens.

Im Gegensatz dazu tragen Ostasiaten davon noch einen Rest, was nahe legt das die erste Einwanderung des Homo Sapiens vor 45.500 Jahren in Europa zum Ahmarien gehörte, das dann vom Aurignacien ersetzt wurde die als zweiter Schwung vor etwa 43.000 Jahren in Europa einwanderten. Doch während man das Ahmarien auch Techniken des Moustérien aufweist, ist die zweite Welle fest mit dem Aurignacien verbunden.

(Lebendrekonstruktion eines Archaischen Homo Sapiens aus Jebel Irhoud, Marokko, ca. 300.000 Jahre alt)

Dieses europäische Ahmarien dürfte mit dem ältesten Bohunician oder auch Szeletien identisch sein, das nach der Fundstelle Bohunice in Tschechien bei Brno oder wahlweise nach der Szeleta-Höhle im ungarischen Bükk-Gebirge  benannt und als „Übergangsindustrie“ zwischen 45.000 und 38.000 Jahren definiert ist. Der größte Teil der Werkzeuge entsprechen der späten Levalloistechnik, bestehen also aus Kratzern, Schabern, Faustkeilen und Fäusteln (Micoquien-Keil) und gehen nahezu nahtlos in die Werkzeug-Industrie des Aurignacien über. Aufgrund der Hybride in Bacho Kiro Cave, Bulgarien und Zlaty Kun, Tschechien ist ein Zusammenhang mit Neandertalern durchaus nachvollziehbar. Das lässt aber auch vermuten, das sich die letzten Neandertaler Südosteuropas vielleicht sogar den einwandernden Ahmarien-Gruppen anschlossen, weil sie kaum noch Neandertaler-Partner fanden. Dies führte zu niedrigen Geburtenraten und beschleunigte womöglich den Untergang der so entstandenen Hybridkultur, die kurz darauf von der 2 Welle der Einwanderer ersetzt wurde.


Merkwürdigerweise hat man die vor ca. 39.000 Jahren auftauchenden Blattspitzen auch in das Bohunician bzw. Szeletien eingebunden, was ich für totalen Unsinn halte. Hier haben sich nationale Interessen bei der Benennung  durchgesetzt, was in Italien nun Uluzzian und in Frankreich als Châtelperronien bezeichnet wird.
Eine deutliche Abtrennung der Blattspitzentechnologie zum europäische Ahmarien (also dem ältesten Bohunician oder auch Szeletien) wäre viel sinnvoll, denn es handelt sich klar um 2 verschiedene Einwanderungswellen des modernen Homo Sapiens bei dem sich ältere und neuere Technologien vermischten. 

Man muss hier auch mal logisch heran gehen, wenn sich ein Schaber als nützlich erwiesen hat, dann hat man ihn sicherlich nicht abgeschafft weil die erste Population ausstarb. Viele sehr alte Werkzeuge wurden noch sehr viel länger benutzt und eignen sich zwar als Leitform ihres ersten Auftretens, nicht aber als Leitform wesentlich jüngerer Kulturen.

 

Der Begriff Blattspitzen-Technologie als direkte Vorstufe des Gravettien oder Pre-Gravettien dürfte daher viel einprägsamer sein als die nationalen Bezeichnungen Bohunician, Szeletien, Uluzzian oder Châtelperronien die nur für Verwirrung sorgen, zumal sie ähnliche Technologien haben und ihre Grenzen fliessend in einander verlaufen. 
Blattspitzen sind eine Werkzeuggattung bei der Feuerstein zu symetrisch blattförmigen Speerspitzen geschlagen wurde mit denen man Mammuts und andere Großtiere jagte. Auch feiner gearbeitete Stichel und retuschierten Klingen begleiten diese Technologie. Derartige Blattspitzen treten unmittelbar vor dem Beginn des Gravettien auf und werden in Westeuropa während des Refugium-Aufenthaltes im Solutréen des eiszeitlichen Maximums weiter perfektioniert. Sie sind grundsätzlich mit modernen Menschen verbunden.


Interessanterweise hat sich dieser erste Schwung also mit dem Neandertaler vermischt. Dazu gehörten u.a. die Funde von Bacho Kiro Cave (45.820 bis 43.650), vermutlich die Kozarnika Höhle dessen Schicht auf 46-43 kya datiert wurde und wo man eine Kozarnikien-Industrie etablieren wollte. Ebenso die Sapiens-Neandertal-Hybriden von Zlaty kun in Tschechien und Peștera cu Oase in Rumänien (ca. 42 kya) sowie möglicherweise die Fundstelle von Ust Ishim.

Die Vermischung der ersten Ahmarian Welle mit der nachfolgenden Welle des Augnacien könnte zu Veränderungen geführt haben wie sie in Kostenki (39-36 kya) und anderen Gravettien-Kulturen der Ukraine und Russlands auftraten, wo man eine sogenannte Spitsynskaya industry etablieren möchte. Aber auch die Micoquien-Keile setzen sich nach Osteuropa und Zentralasien weiter fort, was eine Abwanderung dieser zweiten Welle nach Asien impliziert, während sich die westlichen Gruppen besonders in Südfrankreich und Nordspanien sammeln und in Südspanien die letzten  Neandertaler aussterben.

phlegreanfields_4kyaDies würde aber auch das Augnacien revidieren, denn nun wäre die Manot Höhle in Israel die auf 43 kya datiert wurde, keine Rückwanderung aus Europa, sondern würde das Levantinische Augnacien vor dem Europäischen Augnacien datieren. Das europäische Augnacien müsste also ein klein wenig später starten und die Besiedlung Europas würde mit dem Ahmarian (46-42 kya) beginnen, dem das nahöstliche Emiran (50-46 kya) voran ging und dem vor etwa 43.000 Jahren das europäische Augnacien als zweite Besiedlungswelle folgte.

Möglicherweise löschte die Vulkaneruption der Phlegräischen Felder vor 44.000 Jahren diese erste Welle der europäischen Population aus und machte es den Menschen der Augnacienkultur leicht Europa neu zu besiedeln.

Das Ahmarian kann auch mit einer Nordasiatischen Route in Verbindung gebracht werden, wie eine spezielle Werkzeug-Gattung nahe legt, die auch in der inneren Mongolei sowie am nordöstlichen Baikalsee gefunden wurde.

Virenschutz per Neandertaler

Interessant ist auch, der wichtigste genetische Risikofaktor befindet sich im menschlichen Genom auf Chromosom 3 und erhöht das Risiko an Covid 19 schwer zu erkranken dramatisch, also künstlich beatmet werden zu müssen oder sogar zu sterben. Diesen Genabschnitt haben wir offensichtlich auch vom Neandertaler geerbt. 
Andererseits haben wir aber auch einen Genabschnitt auf Chromosom 12 vom Neandertaler geerbt der die Gefahr an Covid-19 zu erkranken um 20% verringert. Die Gene in dieser Region werden OAS genannt und regulieren die Aktivität eines Enzyms, das virale Genome abbaut. Die Neandertaler-Variante des Enzyms scheint dabei deutlich effizienter zu sein. Die Studie zeigt auch, dass die schützende Neandertalervariante sich seit der letzten Eiszeit immer weiter durchgesetzt hat, so dass nun etwa die Hälfte aller Menschen außerhalb Afrikas sie im Genom trägt. 
Das Erbe der Neandertaler ist also ein zweischneidiges Schwert.

Meiner Meinung nach ist der Abschnitt auf Chromosom 3 eher ein Erbe des frühen Neandertalers, bevor er nach Asien wanderte und auf diese Viren traf (Altai-Neandertaler). Wenn das so ist, dürfte das vielleicht auch auf den Denisova-Menschen zutreffen, dessen Vorfahre ja vielleicht der Homo Antecessor aus Gran Dolina, Spanien ist.
Er dürfte daher bei Ostasiaten, Ozeanien und Australiern mit Denisova-Erbe häufiger anzutreffen sein.
Der Genabschnitt auf Chromosom 12 könnte  dagegen ein Erbe des späten Neandertalers sein, da dieser in Asien (Chagyrskaya-Höhle vor 88.000 Jahren) höchstwahrscheinlich auf Corona-verwandten Viren stieß und daher eine effektivere Abwehr gegen diesen Viren-Typ entwickelte, die er dann wieder an Europäer und Asiaten vererbte. 

Meine Vermutung bestätigt auch Svante Paäbo „Es ist auffällig, dass diese Neandertaler-Variante sich in vielen Teilen der Welt durchgesetzt hat. Sie war möglicherweise nicht nur in der aktuellen Pandemie nützlich, sondern auch bereits in der Vergangenheit“, sagt Svante Pääbo.
Coronaverwandte Viren treten bei verschiedenen Arten auf die den Neandertalern und frühen Menschen als Nahrung dienten, u.a. Nagetiere wie Hasen, Caniden, Weidetiere wie Bisons, Schafe, Ziegen, möglicherweise auch Mammuts, aber auch Mäusen und Ratten sowie Fledermäuse tragen verwandte Viren.

Vielleicht spielt das stärker trainierte Immunsystem generell eine tragende Rolle warum der frühe Neandertaler wie auch der Denisova-Mensch vom späteren Neandertaler ersetzt wurde und warum Träger mit dieser Enzymvariante auch beim Homo Sapiens erfolgreicher verbreitet sind.  Dazu genügt es ja schon das mehr Träger eine solche Erkrankung überlebten.

Meiner Meinung nach spielte dabei die Toba-Eruption vor 74.000 Jahren eine äußerst wichtige Rolle, denn sie zwang den Neandertaler der gerade aus Europa an kam offenbar zu genetischen Anpassungen die stark mit der Atmung, einem stärkeren Immunsystem und eine leichtere Geburt zu tun haben. Diese Vorteile hat er später an den modernen Homo Sapiens weiter gegeben und uns so gewissermaßen einen Vorsprung gegenüber indigenen Kulturen ohne diese Neandertalbeimischung verschafft, was die hohe Sterblichkeit indigener Völker kurz nach dem Kontakt mit Europäern erklären würde.

Quelle: 
Ponce de León at al 2021, The primitive brain of early Homo, Science  09 Apr 2021: DOI: 10.1126/science.aaz0032
Nature, 2021; doi: 10.1038/s41586-021-03335-3;
Nature Ecology /& Evolution, 2021; doi: 10.1038/s41559-021-01443-x

 

 

 

Diskussionen

2 Gedanken zu “News vom frühen Menschen

  1. Mag sein das dies für manche Menschen zutrifft, das möchte ich nicht beurteilen 🙂
    Aber wenn die Intelligenz tatsächlich vom Gehirnvolumen abhängig wäre, dann wären Pygmäen, Frauen und klein gewachsene Personen dümmer als großgewachsene Männer, deren Kopf natürlich auch entsprechend groß ist.

    Wie die Studie aber belegt, ist einer der Unterschiede das sich ein Bereich des Frontallappens verschoben hab und dies scheint offenbar handwerkliche Fähigkeiten, Sprache und Kultur zu beeinflussen.

    Davon mal abgesehen, wenn die Neandertaler so intelligent gewesen sind, warum haben sie dann rund 300.000 Jahre immer nur Faustkeile und Schaber produziert? Na gut Homo Sapiens gibt es ja auch schon 300.000 Jahre und richtig produktiv sind wir erst seit etwa 75-50.000 Jahren.

    Vor 69.000 Jahren gab es einen ersten großen Technologie-Sprung, vor etwa 15-12.000 Jahren einen zweiten der mit der Hunde- und Getreidedomestikation begann und vor 5000 Jahren einen dritten großen Technologie-Sprung mit der Domestikation von Pferd und der Erfindung des Wagens.
    Der letzte Technologie-Sprung begann vor 150 Jahren mit der Erfindung von Antriebsmaschinen (Turbinen, Dampfmaschinen, Motoren) was mit einer zunehmenden Umweltbelastung einher ging.
    Es wäre natürlich schön wenn es weitere Technologie-Sprünge gäbe aber momentan entwickeln wir uns wieder rückwärts in Richtung römisches Reich (neudeutsch amerikanische Demokratie mit Föderaten-Nato und nen neureicher Ober-Trump der noch an Götter glaubt:-) Da kann man mal sehen wie weit Sergei Snegow uns schon voraus. war.

    Verfasst von Vanalander | 13/04/2021, 2:01 PM
  2. Das einfältige Untersuchungsergebnis bestätigt die Entwicklung seit dem Neandertaler, denn bislang hat das Gehirnvolumen um ca. 20% abgenommen. Das zeigt dass wir dümmer werden und mittlerweile jeden Mist glauben. Dagegen war er einfach intelligenter und konnte sich deshalb besser durchsetzen. Doch als der moderne Mensch auftauchte war sein Aussehen einfach nachteilig. Häßliche stehen eben selten an der Spitze.

    Verfasst von gunst01 | 12/04/2021, 6:24 PM

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