//
du liest...
Aktuelles, Archäologie, Frühgeschichte, Genetik, Linguistik

Domestikation der Hunde – aktueller Stand

Wo genau der Hund domestiziert wurde ist seit langem eine anhaltende emotionale Diskussion. Natürlich hat man intensiv nach Asien geschaut, aber in dieses Bild passten insbesondere die Funde aus Europa nicht hinein. Meiner Meinung nach deutet alles auf eine Europäische Domestikation hin, mit einer anschliessenden Nachdomestikation im Umfeld des Baikalsee hin.

Wie bereits berichtet ist der zweifellos älteste Hund ein etwa 27-28 Wochen alter Junghund der mit 19 Wochen seines Lebens an Staupe erkrankte und nach etwa 8 Wochen intensiver menschlicher Pflege verstarb, bevor er schliesslich mit seinen Besitzern in Bonn-Oberkassel vor etwa 14.500 Jahren (14.223 BP +/- 58 ) begraben wurde. Die Zahnschmelzdeformation die während des Zahnens entstand, ließ sehr schnell erkennen, das dieser Hund erkrankt war. Die Hochrechnung seiner Knochen und Schädel ergeben eine Körpergröße von etwa 56-62 cm und ein Gewicht von etwa 23-25 kg, was ziemlich genau einem langhaarigem Collie entspricht, der einem circa 6monatigem Wolf gleicht.

Das Alter des Hundes lässt offen ob er durch die Hundemutter infiziert wurde oder durch Zufütterung infizierter Nahrung.

Zweifellos wäre dieser Hund ohne intensive Pflege schon nach 5-6 Tagen verstorben, zumal die Hundestaupe  (canine distemper) eine hochansteckende Infektionskrankheit für Hunde und Hundeartige darstellt, die bis heute oft tödlich verläuft. Sie ist ein Paraymyxvirus (RNA-Virus), der dem Masernvirus bei Menschen ähnelt und kann durch Impfung verhindert werden.
Üblicherweise beginnt es mit Durchfall, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Husten. Dem folgen weitere Schübe mit Schwäche, Fieber, Ausfluss, Dehydration, Augentrübung und Lichtempfindlichkeit bis zur Blindheit. Zum Ende hin versagen alle Organe  nacheinander. Die Pflege eines solchen Hundes stellt extrem hohe Ansprüche an Sauberkeit und Hygiene und ist äußerst zeitintensiv.

Der Staupevirus kann normalerweise nicht an Menschen übertragen werden und wird mit Antibiotika und strengster Hygiene behandelt, die vor allen Dingen das Immunsystem aufrecht erhalten sollen, damit es den Staupevirus bekämpfen kann. Eine gute Pflege verlängert also die Überlebenschancen erheblich, ist aber bei jungen Hunden oft noch nicht stark genug entwickelt.

Mit anderen Worten, dieser Hund von Bonn-Oberkassel war zweifellos ein Haustier, das geliebt und umsorgt wurde und damit der älteste nachweisbare Hund. Seine Besitzer gehörten der frühen Hamburger Kultur an  und lebte im Einzugsgebiet des Laacher See-Vulkans, bevor dieser vor etwa 13.000 Jahren ausbrach. Die entwickelte klassische Hamburger Kultur lebte dann eher an der Rheinmündung also der Region Niederlande/Deutschland und zog dann mehr nach Norden wo sie sich auch nach England und Skandinavien verbreitete. Dieser Hund belegt damit auch die früheste Verbreitung von Hunden nach Skandinavien und England.
(Quelle: Janssens at al April 2018, A new look at an old dog: Bonn-Oberkassel reconsidered, DOI: 10.1016/j.jas.2018.01.004 )

In den letzten Jahren gab es jedoch weitere Studien in denen besonders zwei hervor stachen.

In der Studie von Prassack, einem tschechischen Wissenschafter der im Rahmen eines Kulturprogramms des Ministry of Culture of the Czech Republic in der USA arbeitet, wurde nachgewiesen das ein 28.500 Jahre altes Fossil aus Předmostí deutliche Anzeichen einer Stärkehaltigen Ernährung im Zahnstein zeigte.
Dies wurde von Prassack dahingehend interpretiert, das dieser Canide aus Předmostí als Hund zu klassifizieren sei. Dem widerspricht jedoch eine Studie des IZW von 2020 an Berliner Füchsen, die sich unabhängig von jeglicher Domestikation genetisch an stärkehaltige Nahrung angepasst haben und sich nicht mehr mit den Landfüchsen Brandenburgs vermischen obwohl keinerlei Barrieren sie daran hindern. Auch diese wilden Stadtfüchse haben einen hohen Isotopenwert im Zahnstein der auf stärkehaltige Nahrung schliessen lässt, die sie aus den Abfällen der Berliner Bevölkerung gewinnen. Da auch der Fuchs ein Canide und ein Kulturfolger ist, kann das Ergebnis direkt auf Wölfe übertragen werden. Die Studie entstand rein zufällig fast gleichzeitig und ist Teil einer Serie die sich mit der Anpassung von Wildtiere in Großstädten beschäftigt.

Ähnlich dürfte es sich mit denen als Protohunde bezeichnetem Beutetieren aus Předmostí und weiteren sogenannten Protohunden wie z.b. Mezin, Ukraine verhalten, die in unmittelbarer Umgebung oder als Beutetiere in Zusammenhang mit Menschengruppen gebracht wurden die vor mehr als 16.000 Jahren lebten.

Es gibt bis heute keinerlei glaubwürdigen Beleg das diese sogenannten Protohunde wirklich domestiziert waren, vielmehr deutet alles auf Kulturfolge hin. Damit verbunden sinkt üblicherweise auch die Fluchtdistance was sie ggf. leichter zur Beute der Jäger machte. So ist wohl hin und wieder der eine oder andere freche Wolf Opfer seiner Ungeduld geworden und stattdessen selbst in den Kochtopf jener Menschen gewandert, von deren Abfällen er bis dahin profitierte.

Wilde Wölfe begannen spätestens vor 30.000 Jahren, wahrscheinlich schon viel früher, den Menschen zu folgen und ernährten sich von dessen Abfälle zu denen eben auch ein gewisser Prozentsatz pflanzlicher Kost gehörte.

Der Urahn der heutigen Wölfe soll vor etwa 320.000-125.000 Jahre entstanden sein und könnte bereits von Abfällen des Neandertalers profitiert haben, was seine weitere Entwicklung in Bezug auf Kulturfolge wie auch auf genetische Anpassung an Stärkeaufspaltung beeinflusst haben könnte. Neandertaler jagten vorwiegend recht große Tiere die sie bei einer Gruppengröße von vielleicht 50 Personen ohne Konservierungsmethoden sicher nicht schnell genug verwerten konnten. Raubtiere folgen den Herden und müssen dabei zwangsläufig irgendwann auf diese Jagdabfälle humanoide Jäger gestoßen sein. 

Heutige wilde Wölfe fressen durchaus den Mageninhalt von Widerkäuern und nutzen das vorverdaute Gras um an wichtige Vitamine und Nährstoffe zu kommen. Im Zuge dieser Anpassung kopierte sich das sogenannte Amylase-Gen (AMY2B – das die Stärke in Pflanzen aufspalten kann) mehrfach auf der DNA und ist bei Hunden einschliesslich Wolf und Dingos mindestens doppelt vorhanden. Je mehr Kopien ein Hund hat, desto mehr stärkehaltige Nahrung kann er verdauen.
Hunde aus Gebieten in der große Agrargesellschaften leben, zeigen dabei deutlich mehr AMY2B-Kopien als Hunde aus Regionen in der Kulturpflanzen eher nicht gedeihen. Hunde aus Europa, den nahe Osten, Zentral- und Südamerika, Afrika und Indien haben gewöhnlich zwischen 12 (Europa, z.b. Collie, Schäferhunde, Beagle) und 8,5 (Indien) Kopien, Hunde aus Sibirien/Nordchina, Australien, Nordamerika, Alaska, Grönland und Feuerland wie auch Südafrika und Inseln haben eher zwischen 2,2 (Australien) und 6,4 Kopien (Sibirien), können also pflanzliche Stärke deutlich schlechter verwerten.
Dingos und Wölfe zeigen mit nur 2 Kopien die geringste Anpassung. Besonders hohe Werte zeigen Windhunde, so z.b. der Saluki, der Afghane wie auch der mittelasiatische Tazi (Kasachstan) der 18, vereinzelt sogar auf über 20 Kopien kommt.

Daher ist eine rein fleischliche Ernährung (Barfen) des Hundes nicht wirklich notwendig. Eine gesunde Hundeernährung sollte also alle Teile eines Tieres, aber auch Abfälle vom Essen des Menschen enthalten.
(Quelle: https://www.instituteofcaninebiology.org/blog/a-key-genetic-innovation-in-dogs-diet)

Prassack´s Auslegung folgt dabei der Hypothese seines Landsmannes Germonpré (Germonpré et al., 2015a) der zwei Morphotypen identifizierte: den pleistozänen Wolf und den angeblich paläolithische Hund (Protohund).

Der Belgier Janssen hinterfragte jedoch öffentlich die Analysemethoden und warf Prassack Voreingenommenheit bei der Interpretation der Ergebnisse vor. Er stellt sogenannte Protohunde generell in Frage und bemängelte die angeführten Beweise zur Unterscheidungen zwischen Hund und Wolf.
(Janssen at al Feb 2021, The enigma of the Předmostí protodogs. A comment on Prassack et al. 2020, DOI: 10.1016/j.jas.2020.105160

Im Jahr zuvor kritisierte Janssen übrigens auch die These des Spaniers Grandal-d’Anglade, das im Nordosten Iberiens während der mittleren Bronzezeit (Can Roqueta und Minferri) Hunde als Lastenträger genutzt wurden und Füchse domestiziert worden seien. Auch hier wurde Zahnschmelz mit hohen Isotopenwerten für stärkehaltige Nahrung als Beleg der Domestizierung angeführt. Die Größe bronzezeitlichen iberischen Hunde dürfte schwerlich für Lasten jenseits der 3 kg taugen, dafür waren sie einfach zu klein. Auch hier dürfte es sich eher um wilde Füchse handeln, die den Vorteil menschlicher Abfälle nutzten.
(Janssen at al 2019, Were foxes really domesticated, and were dogs really beasts of burden, during the Bronze Age in Northeast Spain? A reply to: Grandal-d’Anglade et al: Dogs and foxes in Early-Middle Bronze Age funerary structures in the northeast of the Iberian Peninsula: human control of canid diet at the sites of Can Roqueta (Barcelona) and Minferri (Lleida). Archaeological and Anthropological Sciences, 2019, https://doi.org/10.1007/s12520-019-00781-z)

In der Diskussion antwortete Prassack im März 2021: „Wir fanden tatsächlich signifikant höhere Werte maximaler Komplexität auf den zweiten unteren molaren Quetschflächen der Proben, die von Germonpré et al. als paläolithische Hunde identifiziert wurden. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die beiden von Germonpré repräsentieren Morphotypen ökologisch unterschiedliche Populationen darstellen. Dies steht im Einklang mit der Interpretation der Domestizierung, aber wie wir festgestellt haben, könnten die Gruppen auch zwei unterschiedliche Wildcaniden-Populationen mit unterschiedlicher Ernährung darstellen.“
Hier rudert Prassack also wieder zurück und interpretiert es nun als unterschiedlich ernährte Populationen, wobei er offen lässt ob er sie als Hunde oder Wölfe definiert. Dies deutet darauf hin das Janssen den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Hilfreich war dabei sicher das Janssen selbst an Säbelzahnkatzen und dem Hund von Bonn-Oberkassel forschte und die Ergebnisse der deutschen Forscher verifizieren konnte.

Tatsächlich scheint es ausgesprochene Kulturfolger-Wölfe (Kulturwölfe) wie auch Nicht-Kulturfolger-Wölfe (Wildwölfe) zu geben die sich naturgemäß unterschiedlich ernährten, wobei die Kulturwölfe den Wildwölfen offenbar körperlich überlegen waren, was ihnen ganz klar einen Vorteil verschaffte.
Das diese besser genährten Wölfe gerade im Gravettien und frühem Magdalenien europaweit punktuell auftraten, als die Nahrungsressourcen besonders üppig waren, dürfte ebenfalls kein Zufall sein. In dieser Zeit sind praktisch die europäischen Mammuts die Hauptbeute der Menschen gewesen und so blieb reichlich für die damaligen Wölfe über. In den 1950igern wurden diese Wölfe daher einer eigenen Art zugeschrieben die als Canis maximus bezeichnet wurde. Heute ist klar das es sich nicht um eine neue Art handelte.

Ein interessanter Punkt ist jedoch das Prassack und sein Team davon ausgeht, das die Menschen eher das fettreiche Fleisch bevorzugten, weil es mehr Energie liefert als das magere Muskelfleisch und somit in der Eiszeit besonders begehrt war. Das magere Fleisch überließen sie daher der Natur und so kamen wohl auch die Wölfe von Předmostí in den Genuß von besonders edlen Jagdabfällen und bedienten sich wohl auch an gegarten Speiseresten. In Předmostí jagte man vor allen Dingen Wildpferde.

(Quelle: Prassack at al März 2020, Dental microwear as a behavioral proxy for distinguishing between canids at the Upper Paleolithic (Gravettian) site of Předmostí, Czech Republic, DOI: 10.1016/j.jas.2020.105092 )

Eine rund 28,500 Jahre alte Domestikation während des Gravettien ist damit nicht nachweisbar und entspringt eher dem Wunschdenken.

In der zweiten Studie aus Dänemark wurden 26 antike Hunde aus Europa und Asien genetisch getestet, die in den letzten 11.000 Jahren gelebt haben. Die große Schwäche dieser Studie war das Fehlen der ältesten verfügbaren Proben von der Blatternhöhle, dem Kesslerloch, der Kartstein-Höhle wie auch dem Hohlen Fels sowie weiterer Funde. Lediglich der neolithische Hund der Kirschbaumhöhle und die Herxheimer Hunde schafften es in diese erlesene Auswahl.
Stattdessen wurde als ältester Hund ein 10.900 Jahre alter Fund von Veretye an der Karelischen Grenze südlich des Oneger See gelistet, der genetisch zu etwa 33% europäisches und zu 66% asiatisches Erbgut trug.  Dies entspricht einer F2-Generation aus einer Fähe der europäischen Hundepopulation die von einem asiatischem Wolfsrüden gedeckt wurde. Ob das Absicht war, lässt sich daraus nicht erkennen. Fakt ist jedoch das zu dieser Zeit Hunde aus Mitteleuropa in Karelien anwesend waren.

Karelien vor 11.000 Jahren

Nachweislich erreichten Menschen aus der Swiderienkultur vor etwa 11.000 Jahren als Erste finnischen Boden und trafen vermutlich recht bald Einwanderer aus dem Wolga-Kama-Oka-Gebiet, die aus Asien einwanderten und den mittleren Ural vor 12.000 Jahren überschritten haben. Deren Einwanderung über den Oberlauf der Wolga nach Karelien wird auf etwa 11.000-10.500 Jahren geschätzt, sodaß sie in Veretye am Onega- und Ladoga-See vermutlich auf eine Swiderien-Gruppe mit Hunden stießen.

Das war übrigens auch für mich überraschend, denn es verlagert das erste Aufeinandertreffen von EHG mit mitteleuropäischen Jägern und Sammlern von der Nordspitze Skandinaviens an die Finnisch-karelische Grenze, was eigentlich auch viel logischer ist.
Wahrscheinlich überquerten die Jäger aus dem Baltikum den zugefrorenen finnischen Meerbusen bzw. führten sie ihre Jagden weiter nach Nordosten als bisher angenommen. Dort befand sich ein großes vermutlich stark vereistes Feuchtgebiet, das vom Schmelzwasser abtauender Gletscher geflutet war.
Verschiedene Daten deuten darauf hin das sich dort besonders viel Wild, u.a. Rentiere aber auch die letzten Mammuts, Riesenhirsche, Höhlenbären und Wölfe. Zudem befindet es sich auf der Einwanderungsroute, auf der seit Jahrtausenden Tiere von Asien nach Europa wechseln.
In der östlichen Ostsee haben sich weiterhin auch Robbenkolonien angesiedelt. Diese Hunds-, Ringel- und Kegelrobben überlebten dort länger als etwa in der westlichen Ostsee. Robben müssen mit der glazialen Öffnung der Ostsee durch den Väner und Vetternsee aus der Nordsee eingewandert sein und waren nach der Schliessung dieser Verbindung erst einmal in der Ostsee gefangen. Da sie im Westen der Ostsee intensiv von mesolithischen Jägern bejagt wurden, verlagerten sie ihre Kolonien in die östliche Ostsee. Noch heute verfügt die Östliche Ostsee über einige Kolonien, aber auch in der westlichen Ostsee wandern wieder Kegelrobben aus der Nordsee, insbesondere aus dem Wattenmeer ein.

Soweit es recherchierbar ist, verschwanden Mammuts und Bisons vor etwa 12.000 Jahren aus Deutschland, sodaß die Menschen nun die Jagd auf Wildpferde und Rentiere eröffneten. Dieser Zeitpunkt korreliert mit den Ausbruch des Laacher See-Vulkans der möglicherweise das Verschwinden beschleunigte.
Auf der Suche nach großer Jagdbeute expandierten einige Jäger nicht nur nach Norden Richtung England und Skandinavien, sondern auch nach Osten und Westen. Dadurch entstand im Osten die Swiderienkultur, die ihre größte Ausdehnung vor etwa 11.000 Jahren erreichte und sich vom Baltikum entlang des Dniepr bis zum westlichen Schwarzen Meer erstreckte. Allerdings besiedelten sie dieses Land nicht flächendeckend, sondern eher punktuell und bilden einige Ballungsräume.

Diese Swiderienkultur wird als östliche Post-Magdalenienkultur definiert und musste  sich ähnlich wie die Ahrensburger Kultur auf die Hirsch-, Elch- und Rentierjagd umstellen. Ein weiteres Merkmal dieser Kultur ist die Nutzung von Meeresressourcen sowie Flüssen und Seen, was auf die Nutzung von Booten hindeutet. Die Ausbreitung deutet auf eine Bevorzugung von Lösboden hin, was möglicherweise mit einer reicheren Tierwelt einher ging. In Lettland bewohnten sie z.b. vor 12.500 Jahren noch den unteren und mittleren Lauf der Daugava (Düna) die in den Golf von Riga mündet.

In der gängigen Fachliteratur wird dies als „Tanged Point Techno Complex“ (TPT zu deutsch Stielspitzen Technokomplex) bezeichnet, doch das ist nicht unumstritten, da Stielspitzen gewissermaßen eine Endpaleolithische Erscheinung darstellen die sich ähnlich wie Mikrolithen von der Ahrensburger Kultur über das Swiderien bis nach Westasien (Antonovka Gora und Baikalsee) verteilen.

In der Publikation von Stefański at al 2017 wurde versucht diese Phasen grafisch darzustellen.
(Stefański at al 2017 Tanged Point Technocomplex – Swiderian, but what else? New findings from Kraków region, southern Poland, doi: 10.7485/QU64_11 )

Schon im Dez. 2019 stellte ein internationales Team unter Leitung von Livija Ivanovaitė die „Systemfrage“.
Sind das wirklich alles neue Kulturen oder eine einzige große Kultur die vom Niederländischen Broome bis an den finnischen Meerbusen reicht? Dabei zählen sie weitere weißrussische polnische, ukrainische und baltische Gruppen auf, die ihrer Meinung nach klar aus dem Broome-Hamburger-Lyngby-Ahrensburger-Swiderien Techno Komplex stammen und der Tanged Points Complex eine Expansion darstellt. Um das zu belegen verglichen sie die namensgebenden Stielspitzen (Tanged Points), die als Geschoßspitzen auf den Speeren saßen und zusammen mit der Speerschleuder eine wirkungsvolle Jagdwaffe darstellte.

Sie schreiben dazu:
„Diese Namengebung von neuen Kulturgruppen aufgrund wahrgenommener Unterschiede ist wiederholt kritisiert worden, aber solide Alternativen sind bisher selten vorgeschlagen worden. Hier wird die taxonomische Gestaltung der großen spätpaläolithischen Stielspitzen in Osteuropa, wie sie zurzeit konzipiert ist, bewertet; die epistemologische Gültigkeit von zahlreichen Gruppen muss man deswegen mit Vorsicht beurteilen. Diese Situation hat uns dazu motiviert, eine fundamentale Artefaktkategorie, nämlich die großen Stielspitzen, mithilfe von geometrischen morphometrischen Methoden zu untersuchen.“

Untersucht wurden etwa 50 Fundplätze der Baltic Magdalenian/Vilnius Gruppe, der Grensk-Desna Kultur; der Krasnosillya/North Ukrainian Gruppe; der Podolian; und der Vyshegorian.

Ihr Fazit lautet:
„Im Spätpaläolithikum Europas werden Projektilpunkte (Stielspitzen) als die primäre Artefaktklasse angesehen, die kulturelle Gruppierungen definiert. Doch unsere Untersuchungen zur Forschungsgeschichte und die hier gezeigte GMM-Analysen zeigen, dass bestehende Klassifikationen der spätpaläolithischen Kulturen, die in lithischen Projektilpunktformen in Nordosteuropa verankert sind, zumindest in Nordosteuropa nicht robust sind.
Es scheint, dass es keine konsistenten Unterschiede in der Projektilpunktform zwischen den verschiedenen Kulturen gibt, wie derzeit vorgeschlagen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vielfältigen und sehr variablen Morphologien der in der Region gefundenen Projektile mit großen Flügeln eine sichere Klassifizierung dieses Materials verhindern.“

Mit eigenen Worten, der gesamte Osteuropäische Technokomplex zwischen 16.000–und 11 700 Jahren vor Heute variiert zwar von dem Mitteleuropäischen Stielspitzen, die Unterschiede sind jedoch zu gering um von einem anderen Technologie-Komplex zu sprechen. Sie stellen lediglich eine spätpaleolithische Bandbreite der gleichen Technologie dar, die vor 16.000 bis etwa 11.000 nördlich der Alpen verbreitet war. Die Ursprünge dieser Technologie beruht sehr wahrscheinlich auf bedeutendende Veränderungen zu Beginn des Magdalenien bzw. der Federmesserkultur und deuten das Auftreten neue Jagdwaffen an, die letztendlich zum Niedergang der eiszeitlichen Megafauna führte.
Bezüglich der Hundedomestikation war damit auch die Verbreitung von Hunden als Jagdhelfer verbunden, was zum Auslöschen der damaligen Megafauna insbesondere Mammut, Wollhaarnashorn, Riesenhirsch und Höhlenbär führte. Diese Menschen trugen vorwiegend die y-Haplogruppe I2, die bis zum Neolithikum Europa dominierte und daher noch bis ins Neolithikum entlang der um Nord- und Ostseeküsten verbreitet war. Die Siedlung Gönnersdorf gibt einen guten Einblick in die damalige Welt.

(Quelle: Ivanovaitė, L., Serwatka, K., Hoggard, C., Sauer, F., & Riede, F. (2020). All these Fantastic Cultures? Research History and Regionalization in the Late Palaeolithic Tanged Point Cultures of Eastern Europe. European Journal of Archaeology, 23(2), 162-185. doi:10.1017/eaa.2019.59 )

In mitten dieser Weiten Osteuropas überlebten desweiteren noch Gruppen der späten Gravettien-Kulturen die langsam ostwärts wanderten. Die Gravettien-Kultur trägt noch die ältere europäische Věstonice-Genetik. Bedeutende Fundstellen des Gravettien stellen Sunghir und Kostenki am Don dar und belegt zugleich die Anwesenheit von Menschen vor etwa 30.000-25.000 Jahren. Die etwa 20.000 Jahre alten Funde von Gagarino und Awdejewo belegen den Fortbestand des Gravettien auch während des Eiszeitlichen Maximums.
Die letzten Kulturen dieser Stufe werden als Epigravettien bezeichnet. Diese verhalten sich fast noch wie typische Gravettien-Jäger, sie erlegten ebenfalls bevorzugt große Pflanzenfresser aber auch Wölfe und hinterließen Höhlenmalereien, ähnlich wie sie auch in Frankreich zu finden sind.
Die Shulgan-Tash Höhle wie auch die nahe gelegene Höhle von Ignatjewka und die Höhle von Kapowa im südlichen Ural des Shulgan-Tash Naturreservats mit seinen wunderbaren rund 16.000 Jahren alten Höhlenmalereien stellt eine der schönsten Felszeichnungen Osteuropas dar und belegt zugleich die Jagd auf Pferde und Auerochsen in der Tradition des Gravettien, das sich nach Osten, also nach Asien ausbreitete. Auch die auch die sogenannten Knochenhäuser aus Mammutknochen wie z.b. Mezhirich und Gontsy (datiert auf 14 600 bis 13 200 Jahre) zählen zu dieser Kultur. Ein hoher Fell- oder Lederbedarf wird durch Massenschlachtungen unterstrichen, von denen Raubtiere wie Wölfe profitierten, die bei diesem Angebot enorme Größen erreichen konnten. Diese waren auch gelegentlich unter den Beutetieren zu finden und wurden vermutlich als lästige Konkurrenz angesehen.

Deutlich jünger ist jedoch Zaozer’e 1 am Ostufer der Moskwa oder auch Timonovka 1 die als Desninskaja-Kultur bezeichnet wurde und auf etwa 12.300 Jahre datiert wurde.
Sie vertreten diese letzte Stufe des Epigravettien bei der nun auch die typische Megafauna der Tundra nach und nach schwindet. Der Schwund der Mammuts zwang sie schliesslich sich nach anderen Baumaterialien umzusehen und veränderte die Kultur.

Ihr gegenüber expandierte die EHG (östliche Mammutjäger) von Asien (Mal’ta am Baikalsee) aus über den Jenissey und Ob das Ural-Gebirge Richtung Westen und ist anhand von Höhlenfunden im mittleren und südlichen Ural datierbar, zu der z.b.  verschiedene Holzidole z.b. das Holzidol vom Shigir Gol (datiert etwa 11.500 Jahre alt) gehören. Holzidole begleiten diese Kultur und belegen den Übergang von Paleolithikum zum Mesolithikum. Tausende Jahre später breitet sich diese Tradition auch in Mitteleuropa aus.

Menschen dieser Kultur zeigen einen deutliche Abhängigkeit zu großer Jagdbeute oder ganzen Herden, nutzen jedoch kaum alternative Ressourcen wie z.b. Fisch. Offene Tundraartige Landschaften waren für sie besonders gut geeignet.

Anzeichen von Hunden gab es zum Zeitpunkt der Einwanderung nicht, jedoch starke Anzeichen für Kulturfolger. Über die Wolga-Kama-Oka-Region verbreiteten sie sich sowohl in den Steppen des schwarzen Meeres entlang des östlichen Donufers bis ins östliche Skandinavien was wohl die größte Nord-Süd-Ausdehnung innerhalb Europas darstellt. Post-EHG Kulturen sind insbesondere die Butovo-, die Resseta-Kultur und auch die Veretye-Kultur. Großen Einfluss gewann sie später auf die Kundakultur, die noch als Post-Swiderienkultur begann.

Es lebten also nicht zwei sondern drei sehr kulturell und genetisch unterschiedliche Kulturen in Osteuropa, die späten Gravettien, die innovativen Stielspitzen als östliches Magdalenien und die Einwanderer aus Zentralasien. Das Aufeinandertreffen dieser drei unterschiedlichen Kulturgruppen stellt ein bisher nicht verstandenes Zusammenspiel dar, der auch mit einem Kulturaustausch einher ging, zu dem natürlich auch der Hund gehörte.
Daraus entstand ein recht breit gefächerter Technokomplex der sowohl Ähnlichkeiten zu Mitteleuropa als auch Ähnlichkeiten mit Sibirischen Jägern aufweist.

Derartige Kulturen sind z.b. die Ienevo-Kultur (datiert auf etwa 9500 BP) von der über 50 Fundplätze entdeckt wurden oder die verwandte Pesocˇny Rov-Kultur. Nun treten auch Knochen (nicht jedoch Vogelknochen) und Geweih als Werkzeugmaterialien auf, denn vor etwa 9500–9300 Jahren entwickelte sich diese einst offene vereiste Wasserreiche Landschaft zu einer flächendeckenden Waldzone aus der die Tierwelt der Tundra wie z.b. das Rentier verschwand. Butovo-Blattstielspitzen und Ienevo-Trapeze deuten auf direkte Kontakte zwischen den Kulturen hin. Erst später deuten Röhrenknochen und Biberkiefer auf eine Jagd hin, die Wasservögel vermutlich Enten galt, aber auch Biber und gelegentlich sogar Fische beinhaltete. Grundlage war aber weiterhin die Jagd auf Elche, Hirsche, Wildschweine, Auerochsen, Wisente und allem was der Wald so her gab. Da diese Kulturen keine Meeresressourcen nutzten, verfügten sie wohl auch nicht über Boote. Andererseits deutet vieles daraufhin, das sie weiterhin Kontakte bis nach Zentralasien hatten und offenbar als erste Europäer den Schlitten nutzten und Hunde als Zugtiere davor spannten. Es wird jedoch noch intensiv geforscht werden müssen, wie genau sich diese Innovation im nördlichen Eurasien ausbreitete. Der rund 10900 Jahre alte karelische Hund war wohl kein Schlittenhund und verfügte auch nicht über eine geringelte Route.

Einige Gruppen folgten offenbar den Rentieren nach Norden, andere den Herdentieren in den Steppengürtel und die übrigen passten sich dem Leben im Wald an und so entwickeln sich diese Gruppen schliesslich auseinander und zu neuen unterschiedliche Kulturen, deren Jagdmethoden auf die Nutzung von Hunden als Helfer hindeuten.
(Quelle: Zhilin at al 2006, Das Mesolithikum im Gebiet zwischen den Flüssen Wolga und Oka: einige Forschungsergebnisse der letzten Jahre, DOI: 10.1515/PZ.2006.001 )

Bergström und sein Team stellte nun alle antiken Funde von Europa bis Zentralasien, einschliesslich eines Hundes vom Baikalsee in einem großem Cluster und präsentierte den 10.900 Jahre alten Hund von Veretye als Urtyp dieses Clusters. Dieser dürfte etwa einem 65cm großem etwa 30kg schwerem eher ruhigem Jagdhund entsprochen haben und phänotypisch einem karelischem Bärenhund entsprochen haben. Die Ostsee befand sich damals im Station des Ancylus Binnensee´s der zu dieser Zeit über die Heinjoki Strait bis in den Ladoga-See reichte.
Auf der finnischen Seite entstand um etwa 8600 v. Chr. die Soumusjärvi-Kultur. Zu diesem Zeitpunkt trennte sich der Ladoga-See von der Ostsee und es entstand der karelische Istmus der nun auch ganzjährig von mesolithischen Jägern der Veretye Kultur besiedelt wurde.

(Quelle: Bergström at al Okt. 2020, Origins and genetic legacy of prehistoric dogs, DOI: 10.1126/science.aba9572 )

Die überzeugenste Studie über die Hundedomestikation wurde jedoch von Baumann erstellt und im März 2021 publiziert.

Donauversickerung

Donauversickerung zwischen der Urdonau und dem Aachtopf

Darin untersucht er die Neufunde aus der schwäbischen Gnirshöhle, die von der Magdalenien-Gruppe „Obere Donau“ bewohnt wurde und wohl auch Vorfahren der späteren weiter nördlichen Hamburger Kultur waren. Die Gnirshöhe befindet sich etwa 50 km nördlich des Kesslerlochs im Brudertal, in der auch die Höhle Petersfels liegt. Das Brudertal wurde von Rentieren als Durchzug genutzt und verengt sich, sodaß die magdalenienzeitlichen Rentierjäger sich hier nur auf die Lauer legen mussten um reiche Beute zu machen.
Tatsächlich bestand der Großteil der Abfälle aus Rentierknochen, was für eine ungewöhnlich einseitige Ernährung in dieser Zeit spricht. Nichtdestotrotz fand man gleich dutzende Skelette von Caniden die genetisch, isotopisch und in ihrem archäologischen Urzustand ausgewertet werden konnten.  Dabei konnten 3 Gruppen ausgemacht werden, deren Ernährung sich etwas unterschied. Die Einbeziehung von Wölfe und Füchse macht die Resultate besonders glaubwürdig.

Die genetische Bandbreite der dabei entdeckten 6 Exemplare von möglichen Hunden deckte erstaunlicherweise die gesamte Bandbreite der Domestizierungsstufen vom Wolf zum Hund ab.  Daneben zeigt sich das die Haplogruppen sowohl den nahöstlichen als auch den Europäischen und sogar den Asiatischen Wolf vertreten.

Der rund 35.000 Jahre alte Goyat-Wolf aus Belgien kann klar als einer der Urahnen angesehen werden und auch der Protohund von Předmostí entpuppt sich hier als Kulturwolf aus der Goyat-Linie, während die Mitochondrien-DNA eine große Vielfalt darstellt. Von den rund 1000 Jahre jüngeren 4 Hunden des schweizerischen Kesslerlochs ist einer mit dem Hund von Bonn-Oberkassel, der Kartsteinhöhle und weiteren 4 antiken Hunden (Herxheim, New Grange, Kirschbaumhöhle) verwandt.  Das gleiche gilt auch für einen der rund 150 km entfernt gefundenen 2 Hunde vom Hohen Fels. Der zweite Hund vom Hohlen Fels entsprang einer asiatischen Linie.

Dies spricht dafür das den Rentieren unterschiedliche Wolfspopulationen folgten, aus deren Bau gezielt Welpen entnommen und domestiziert wurden. Datiert wurde diese Domestikation auf 15.500 Jahre.

Im Ergebnis kommt die Gruppe um Baumann zu dem Ergebnis das die Domestikation des Hundes vor etwa 16.000 Jahren im Brudertal oder seiner unmittelbaren Umgebung seinen Anfang nahm.
Dabei wird nicht ausgeschlossen das es noch weitere Nachdomestikationen z.b. in Asien gegeben haben könnte. Legt man jedoch den von Bergström definierten Cluster zugrunde scheint die Idee der Domestikation von Europa nach Zentralasien gewandert zu sein. Dafür sprechen vor allen Dingen die durchweg jüngeren Datierungen sibirischer Proben wie z.b. Antonovka Gora und Mal’ta.

(Quelle: Baumann, C., Pfrengle, S., Münzel, S.C. et al. A refined proposal for the origin of dogs: the case study of Gnirshöhle, a Magdalenian cave site. Sci Rep 115137 (2021). DOI: 10.1038/s41598-021-83719-7 )

Brudertal am Rande des Eiszeitlichen Rheingletschers

Eiszeitliche Gletschergrenze

Die Karsthöhlen im Brudertal befinden sich am Nordwestlichen Zipfel des Bodensee und gehören zum grenzüberschreitenden eiszeitlichen Archäologiepark. In nächster Nähe befinden sich die Aach-Quellen (Aachtopf) die aus einer Versinkung der noch der jungen Donau gespeist werden und nach 32 km über die Hegauer Aach in den Bodensee mündet und schliesslich den Hochrhein erreicht. Die unterirdische Donau durchfließt dabei auch das Brudertal, an dessen Rand sich einst der Rheingletscher des Eiszeit-Maximums erhob.

Allein die Nähe der Aach lässt vermuten das es sich hier nicht um einen keltischen Begriff handelt, sondern vielmehr um einen deutlich älteren Begriff für Wasser mit vor-indogermanischen Wurzeln handelt. Das gleiche muss man auch für Bezeichnungen der Hunde annehmen, denn üblicherweise wandern Begriffe mit der Verbreitung von Innovationen.

Eine Entlehnung aus griechischen, lateinischen, phönizischen oder keltischen Sprachen ist im Ursprungsgebiet eher unwahrscheinlich. Diese Fachbegriffe für Hunde und Wasser müssen daher als Beleg einer vor-indogermanischen mitteleuropäischen Sprache angesehen werden, deren ursprüngliche Verbreitung auf die Verbreitung der Haplogruppe I bzw. I2 beruht.

Da im weiteren Umfeld ausschliesslich germanische Sprachen und Dialekte angesiedelt sind, hat demnach wohl auch die germanische Sprachfamilie eine weitaus ältere vor-indogermanische Sprachbasis.

ahd. aha = „Wasser“; Name und Namensendung vieler Gewässer in Mitteleuropa, vorwiegend entlang der Deutsch-Schweizerischen Grenze

In der ägyptischen Mythologie bezeichnet „Ach“ ein Leben nach dem Tode, was gewissermaßen auch für die junge Donau zutrifft. Das von der Versinkung abgezapfte Donauwasser verschwindet in einem Karstwassersystem der wohlgeschichteten Kalk-Formation des Weißen Jura und tritt in verschwammten, liegenden Bankkalken des Weißen Jura  im rund 12-14 Kilometer entfernten Aachtopf wieder aus. Es fließt sodann als Radolfzeller Aach bei Radolfzell in den nördlichen Teil des Bodensee´s, wo der Hochrhein beginnt. Somit fließt ein Teil des Donauwassers auch in den Rhein.

Theoretisch könnte man den Hochrhein als gereinigtes Wasser ansehen, das aus der Unterwelt aufsteigt und daraus eine Mythologie ableiten die von einer Reise der Donau in die Unterwelt und deren Rückkehr als gereinigtes Wasser erzählt. Das ein Durchfließen der Erde eine von gefährlichen Erregern reinigende Wirkung auf das Wasser hat, dürfte den Menschen schon in Afrika bestens bekannt gewesen sein und gehörte sicherlich zum Allgemeinwissen der spätpaleolithischen Menschen. 

Logisch wäre auch das sie sich diese Unterwelt als unterirdischen Höhlenfluss vorstellten der irgendwo wieder an die Oberfläche tritt und demzufolge ein Boot benötigten um ihn zu bereisen. Sicherlich hätte man dazu auch seinen besten Freund mit genommen. Ein Hund warnt vor Bären in Höhlen, aufsteigenden Gasen und findet allein indem er den frischen Sauerstoff riecht, wieder an die Oberfläche zurück. Als Führer durch die Unterwelt ist er also eine gute Wahl.

Ob diese wilde Spekulation jedoch irgendwelche Grundlage hat, nun ja – ich könnte mir gut vorstellen das Menschen eine Erklärung suchten, wohin die Donau hier versickert und sicherlich war ihnen die Quelle der Aach auch bekannt.

Untersuchungen zeigen das die unterirdische Reise der Donau nicht mehr als 14 Stunden dauert, bevor sie am Aachtopf wieder aus dem Boden tritt. Dies ist eine recht kurze Zeit und wird durch Strömungsgeschwindigkeiten der Aach-Höhlen bewiesen. 

Fakt ist auch das die Reise durch die Unterwelt ein mythologisches Element vieler früher Kulturen ist.  Bei den Ägyptern führt Anubis des Nachts ein Schiff durch die Unterwelt. Wie also kamen die Ägypter vor mehr als 5000 Jahren auf die Idee einer Unterweltreise?

Die Venus vom Typ Gönnersdorf als Anzeiger der Hundeausbreitung?

Rekonstruktion einer Jaranga von Malgré-Tout in Treignes, Belgien

Erstaunlich viele Fundstätten mit möglichen Hunden zeigen auch Stilformen, die denen von Gönnersdorf entsprechen. Darunter Venusfiguren vom Typ Gönnersdorf, Ritzungen abstrakter  Venusfiguren sowie Ritzungen von Tierfiguren.
Aber auch Unterkünfte vom Typ Gönnersdorfer Jaranga´s (Yaranga´s) wurden z.b. in Malgré-Tout in Treignes, Belgien und Andernach nachgewiesen und sind eine Art Vorläufer der Jurte. Die bis zu 35qm großen Behausungen messen etwa 5-8m im Durchschnitt und sind bis zu 5m hoch. Bis zu 50 Rentierfelle sind nötig um die Konstruktion abzudecken. Trockenes Gras diente der Isolierung. Sie wurden am Boden gern mit Kiefernrinde ausgelegt und hatten mittig eine mit Steinen gesäumte Feuergrube. Auf Schiefernplatten die teilweise Ritzungen von Venusfiguren oder Tieren zeigen wurde vermutlich das Essen serviert.  Vergleichbare Yarangas nutzen Tschuktschen, Jupik, Korjaken und Jukaghiren bis in die Neuzeit. Dazu gibt es auch eine Hüttenvariante die dem Tschum entspricht. Das Tschum ist mit 3-4m Durchmesser etwas kleiner und wird vorwiegend von Rentierzüchtenden Völkern wie Saami, Nenzen, Mansi, Komi genutzt, also Völker die mit ihren Rentieren zwischen dem nordwestlichen Sibirien und dem Östlichen Skandinavien umher zogen. In der mongolisch-kasachische Jurte wie auch das Altaiische Ail lassen sich diese Ursprünge noch erkennen.
Vermutlich war man in Europa viel früher gezwungen von Höhlen mit Zeltartigem Vorbau in freistehende Zelthütten zu ziehen, da die Zahl der Mammuts im Nacheiszeitlichen Europa sehr schnell abnahm und im Magdalenien praktisch schon selten geworden war, während in der asiatischen Tundra bis zum Ural noch fleissig Mammuts gejagt werden konnten.

Die Ausbreitung ist eng verbunden mit der etwa 15.000 Jahre alten  Venus von Waldstetten.

Fundorte von Venusfiguren Typ Gönnersdorf sind:

Norddeutschland: Venus von Andernach, Niederbieber, Venus von Gönnersdorf
England: Creswell Crags in Derbyshire, Cathole Cave on Gower, south Wales
Dänemark/Schweden: ?

Thüringen/Sachsen-Anhalt: Venus von Nebra, Venus von Ölknitz, Teufelsbrücke in Obernitz, Kniegrotte, Breitenbach,Saaleck, Kösen-Lengefeld, Bärenkeller bei Garsitz, Groitzsch bei Eilenburg, Urdhöhle
Mähren (CZ): Venus von Pekarna, Balcarka und Kůlna, Býcí Sýcí Skála Polen: Wilczyce, Hučivá Cave (Hučivá diera, Rausch Keller)
Ukraine: Dobranicˇevka (UA), Mezin (UA), Cucuteni

Süddeutschland: Venus der Vogelherd Höhle, Venus von Petersfels, Hohlenstein bei Edersheim, Felsställe, Kohlerhöhle; Schussenquelle, Bockstein-Törle,
Schweiz: Venus vom Kesslerloch, Champreveyres, Venus von Monruz/Neuchâtel
Frankreich: Fontalès ; Courbet ; Gourda, Mégarnie, Fronsac, Lalinde, Gare de Couze, Rochereil, Rouffignac cave, Font de Gaume Cave , Goutte Roffat, Rond-du-Barry, Faustin, Murat, Le Courbet, Fontalès, Iberien: Las Caldas

Felszeichnungen vom Typ Gönnersdorf wurden entdeckt in 

Italien: Grotta di Cala dei Genovesi westl. Sizilien, Grotta Romanelli in Apulien
Iberien/Südfrankreich: Gouy and Orival, Margot, Les Combarelles, Saint-Cirq, Comarque, Vielmouly II, Fronsac, La Font Bargeix, Carriot, Lagrave, Pestillac, Planchard, Deux-Ouvertures, Gazel, Gourdan, El Linar

Diskussionen

Es gibt noch keine Kommentare.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Gib deine E-Mail-Adresse ein, um diesem Blog zu folgen und per E-Mail Benachrichtigungen über neue Beiträge zu erhalten.

Schließe dich 86 anderen Abonnenten an

RSS Dr. Kaveh Farrokh (Perser)

  • Ein Fehler ist aufgetaucht - der Feed funktioniert zur Zeit nicht. Probiere es später noch einmal.