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Falsche Thesen, Genetik, Linguistik

Basken und ihr Ursprung

Hallo Freunde der Neugier,

in den letzten Jahren wurde viel über die Basken und ihre besondere Sprache spekuliert und ein Dutzend mal wurde freudig berichtet das man das Rätsel der Basken gelöst hat.

Pustekuchen!

Die jüngste Untersuchung der Genetik war besonders gründlich und kam zu einem überraschendem Ergebnis. Wie ich bereits berichtete, gab es einen spanischen Wissenschaftler der Beziehungen zwischen einer Nilo-Saharischen Sprache und dem Baskischem fand.

Nun stellt sich heraus er hatte Recht. Basken besitzen grundsätzlich eine europäische Genetik die auch auf die Verbreitung der Glockenbecher zurück geht, genauer gesagt eine ibero-europäische Glockenbecher-Genetik die jedoch einige Isolationszeichen zeigt. Da man nun genauer einschätzen kann wann die Glockenbechergenetik und deren Äste entstand, kann man auch genau diese Isolationstendenzen bestimmen.

Ergebnis:

Die spezielle Baskische Genetik ist mittelalterlich, genauer gesagt entstand sie zwischen 1.000 und 1.500 n. Chr. Nun können wir anfangen zu suchen was zu einer solchen Datierung passt und da gibt es nur ein Ereignis – der Einfall der muslimischen Sarazenen und das Kalifat von Cordoba.

Genauere Recherchen ergaben, das ein Teil des westgotischen Adels sich den Muslimen unterwarfen und dadurch ihre Stellung behielten oder sogar verbesserten. Dazu gehörte es auch das sie zum Islam konvertierten und Frauen aus der muslimischen Adelsschicht zur Frau nahmen. Man nennt solche Konvertiten-Dynastien Muladi. Selbstverständlich sind sie genauso eifrige Moslems wie sie zuvor eifrige Christen waren. Dies bedeutete auch die Einführung von Koranschulen. Muladi ist die spanische Übersetzung des arabischen muwallad, was Menschen ohne Stammbaum bezeichnet, im Sinne von keiner Kultur wirklich zugehörig. Daraus leitet sich auch die Bezeichnung Mulatte ab, die Rassisten gen für Mexikanisch-amerikanische Mischlinge benutzt, wobei Mexikaner die Gringos durchaus genauso diskriminieren wie die Amis die Mexikaner.

Die Sarazenen waren jedoch keine Araber sondern Mauren genauer gesagt Berber. Und diese Mauren wurden so mächtig das sie sogar ein Konkurrierendes Kalifat gründeten, das Kalifat von Cordoba.

Ein kleines pikantes Detail ist übrigens das Sarkozy sich aus einer Kombination der  Hebräischen-französischen Bezeichnung für Sarazenen ableitet. In Frankreich war z.b.  Saraceno und in der Normandie Sarson eine gängige Bezeichnung. In Syrien, Palestina und im Sinai bezeichnete man sie als Sarakēnḗ, Sarkaye, Sarakēnḗ und Sarakenoí. Daraus entstanden mehrere Namen die vor allen Dingen in Frankreich und der französisch sprechenden Schweiz verbreitet waren. Dies weist vorwiegend auf sephardische Juden hin, die mit den Sarazenen kooperierten und dabei viele wichtige Erkenntnisse der Arabischen Welt nach Europa brachte. Dafür sollten wir dankbar sein, denn dieser kulturelle Austausch holte Europa aus der von der Kirche verursachten tiefsten Rückständigkeit und förderte insbesondere auch die Medizin.

Zurück zu den Sarazenen und dem Muslimischen Al Andalus. Hier hatten sich zahlreiche Westgotische Adlige dem Ansturm ergeben und unterwarfen sich den Muslimischen Herrn kampflos. Einer dieser Muladi war der westgotische Graf Cassius der sogar selbst nach Afrika reiste um sich den Islamischen Herrscher persönlich zu unterwerfen. Dabei konvertierte er zum Islam und nahm den Namen Banu Quasi (übersetzt Söhne von Cassius, gern auch mal Banu Qasi geschrieben) an. Seine kleine Grafschaft wurde dabei mit der Statthalterschaft des Ebrogebietes, also des nördlichen Al Andalus betraut.

Dieser Cassius/Banu Quasi installierte seine Söhne und Enkel, den islamisch geborenen Musa ibn Musa und den christlich geborenen Inigo Arista in verschiedenen Regionen des Nordens und ermöglichte ihnen sogar kleine Reiche zu gründen die den muslimischen Herrschern Tribute zahlten und zugleich als Puffer gegen das christliche Europa dienten.

Es entstanden so winzige Königreiche wie das von Pamplona, später von Navarre, Kastilien und Leon und natürlich das ständig rebellierende Asturien. 918 kündigte Sancho I von Navarre das Bündnis mit Banu Quasi auf und eroberte große Gebiete u.a. auch das Baskenland. Sancho III. sah sich bereits als König von ganz Spanien und berief sich dabei zum Erben des Westgotenreiches.

Sein Sohn musste jedoch später auf Anweisung des Papstes das Baskenland an Kastilien heraus geben. Dabei verloren sie ihren Seehafen und benutzten nun einen Seehafen jenseits der Pyrenäen in der Gascogne, was die Verbreitung des Baskischen auf Südwestfrankreich ermöglichte. Ab 1285 gab es sogar Herrscher mit den Titel Roi de France et de Navarre, da der letzte König von Navarre sein reich an seinen französischen Neffen vererbte.

Genau diese Isolation der nördlichen Königreiche spiegelt sich genetisch wieder, wobei es sich grundsätzlich um Iberische Genetik mit einem Hauch Sarazenen handelt. Und da sich die kleinen Reiche gegenseitig bekriegten, lassen sich dessen Grenzen sogar genetisch feststellen. So ist praktisch der halbe Norden Iberiens in kleine genetische Hotspots aufgeteilt deren Wurzeln diese Kleinstreiche bildeten.

Navarre und das Baskenland hatte dabei die Besonderheit das sich dort ein auf Berbersprache der Sarazenen basierender westgotisch-spätromanischer Dialekt entstand, der scheinbar mit keiner anderen Sprache vergleichbar ist und da es dafür keine Schrift gab, wurde er nur mündlich weiter gegeben.  Interessant ist auch das Navarre (heute Tudela) nur 70km vom antiken Numantia entfernt liegt, das (in der Wikipedia falsch ausgewiesen) nördlich von Soria lag. Beide Regionen gehörten zur Grafschaft des Cassius/Banu Qasi und gehörten Jahrhundertelang zum Königreich Navarre.

Navarre  und Narbonne alias die antiken Städte Narbo und Numantia (spanisch Numancia) haben übrigens die selben sprachlichen Wurzeln. Dia Narbo eine griechische Kolonie war, könnte auch Numantia unter Einfluss iberische Griechen gegründet worden sein, aber es gibt auch die Vermutung das es zuvor noch eine ältere Koloniegründung in der südlichen Narbonensis gab, möglicherweise Phönizisch.

Wenn dich die ganze Geschichte an Quasimodo, den Glöckner von Notre Dame erinnert, dann verstehst du vielleicht was die Franzosen bewegte, einen verunstalteten Weisenjungen zu erfinden der in einer der schönsten Kirchen Frankreichs die Glocke der Christen erklingen lässt.

Es war wohl ein bisschen schwarzer Humor drin, denn die Familie Banu Quasi gehörte zur Muslimischen Oberschicht und war zeitweise so mächtig das sie teilweise al Andalus mehr oder weniger stellvertretend für den Herrscher regieren konnten.
Da später ein französischer Adel Navarre erbte und gegen die Banu Quasi kämpfte kann man sich darauf seinen Reim machen. Sieger verunstalten ja die Unterlegenen gern mal zu Monster, das kennen wir doch aus der jüngeren deutschen Geschichte zur Genüge.

Übrigens Hinweise darauf das Vasconen bereits bei den Römern bekannt waren, sind irrelevant. Es mag durchaus sein das es dort einen Stamm der Vascones gab, aber diese Bevölkerung verschwand ja nicht sondern wurde von den Sarazenen erobert. Die Baskische Bevölkerung beruht ja auf die Iberische Bevölkerung. Der Name könnte also durchaus älter sein, nicht aber die Baskische Sprache. Weder Römer noch Goten haben je etwas von einer sprachlichen Sonderzone im Norden Iberiens berichtet. Und wie ich auch mal berichtete gibt es sogar Gemeinsamkeiten mit der germanischen Sprachfamilie. Vor dem Hintergrund des Westgotischen Reiches ist es durchaus möglich das Baskisch ein paar westgotische Brocken entlehnte, genauso wie es spätrömisch-latein aber auch jüdische, französische oder arabische Worte entlehnt haben wird. Es hat also viel Indogermanisches an sich, passt aber in keine bekannte Sprachfamilie. Und über die Sprache der Sarazenen des 7. bis 10. Jhd. ist auch nicht gerade viel bekannt, ausser das es einige dutzend rivalisierende Berberstämme gab.

Tja, Geschichte ist doch immer wieder überraschend.

Diskussionen

2 Gedanken zu “Basken und ihr Ursprung

  1. Hallo Michi,

    zu Deiner vorletzten Benachrichtigung über Basken, wo Du eine für die Genetik in Spanien bzw. Baskenland nötige Völkerwaderung vermisst, kommen dennoch die Bogumulen, dort bekannt als Katharer, aus Bosnien und Bulgarien in Frage. Bei mir findest Du das in < http://www.digiverlag.at/MOGOR.69.pdf > auf Seiten 572 ff.

    LG, Gabriel FOCO

    Wikipedia: *Bogomilen*, Diese Seite wurde zuletzt am 30. März 2020 um 13:45 Uhr bearbeitet, in: :

    „Das 14. Jahrhundert war – im Rahmen der allgemeinen Depression in ganz Europa – auf dem Balkan ein Jahrhundert sozialer Revolten auf dem Lande und an der Adria auch des städtischen Aufruhrs. „In Bosnien, wo die bogomilische Bauernschaft von der katholischen Kirche als Patarener -Ketzer be­son­ders verfolgt und an Sklavenfangtruppen der venetianischen und ragusischen Kaufleute ausgeliefert worden war,^[21] hießen die ländlichen Massen und Teile des lokalen Adels die türkische Herrschaft will­kommen und konvertierten schließlich großenteils zum Islam. […] Die türkische Eroberung, die die Großgrundbesitzer eliminierte, war in gewisser Hinsicht eine ‚Befreiung der Armen‘“.^[22] ^„Erst mit den Eroberungszügen der Türken, die 1463 begannen und 1481 zu Ende gingen, verschwand der Bogo­mi­lis­mus vom Balkan.“^[18] ^

    Nach Roquebert ist eine erste „häretische Welle“ für das erste Drittel des 11. Jahrhunderts bezeugt: Ver­tus in der Champagne um das Jahr 1000, Toulouse  1017, Orléans  1022, Monteforte in Italien 1034. Dies sind Daten, in denen sich der Bogomilismus ebenfalls gerade erst bildete.[…]“

    Verfasst von Digiverlag | 06/07/2020, 12:08 PM
    • Also grundsätzlich kämen die Bogumulen/Katharer/Albigenser in Frage, allerdings ist das zeitlich extrem knapp und bevor so ein sprachwechsel stattfindet, muss man wenigstens mit 200 Jahren Vorlauf rechnen wo sich die neue Sprache verbreitet, es sei denn solche Sprachen werden per Gesetz durchgesetzt (siehe Russisch sprechende Minderheiten).
      Beim Baskischen haben wir jedoch eine Sprache die derart unpassend zu allen indogermanischen Sprachen scheint, das die Ursprungssprache offenbar recht weit entfernt sein muss. Dazu kommen einige uralte Spracheigenschaften die offenbar an das Baskische vererbt wurden. Das würde für die Katharer und Bulgaren eher nicht gelten, denn die hatten seit Jahrhunderten schon Kontakt mit Europäern.
      Sowas trifft eher auf Nord- oder Westafrika zu. Hier sind jede Menge westliche Nilosaharische oder Bantu-verwandte Sprachen im Umlauf gewesen, von denen einige durch die Kolonisierung ausgelöscht wurden. Zudem existiert gerade in der Atlas-Bevölkerung neben einer phönizisch-levantischen Komponente sowie einer islamisch-orientalischen Komponente auch eine sehr alte Saharische Komponente die durch die Maurischen und Berber-Stämme der Westlichen Sahara eingebracht wurde. In Iberien könnten diese für die weitere Aufspaltung der iberischen R1b-Linien verantwortlich sein.

      Bei Katharern aus Bosnien und Bulgarien würde ich mehr eine Flucht entweder in die Piraterie des östlichen Mittelmeeres oder eine Hinwendung zu den Türken erwarten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das hier der Ursprung einiger türkischer Minderheiten wie die Elkesaiten oder so liegt. Die Katharer hatten ja ihre eigene Bibelauslegung und orientierten sich da vielleicht am sogenanntem heiligem Land und dessen aramäische Sprache. Aber das müsste man sich genauer anschauen. Andersrum gab es ja auch eine Menge Piraterie in der Adria die heute gern Muslimen zugeschoben wird. Aber arme verfolgte Bosnier haben da sicherlich auch die Gelegenheit genutzt den einen oder anderen Kutter der Venezianer zu plündern. Die vielen kleinen Inseln boten sicherlich Möglichkeiten sich zu verstecken. Das ist vielleicht näherliegend als eine Einwanderung in Spanien anzunehmen.

      Davon mal abgesehen ist es vielleicht erwähnenswert das es für das Wort Bog bzw. Bogus (mit slawischer Übersetzung „Gott“) im Bulgarischen oder Kirchenslawischen keinerlei Quelle gibt. Vielleicht sind also einige dieser Bogomilen (mit slawischer Übersetzung: „Gottesfreunde“ nach Osteuropa geflohen und damit die Quelle des Wortes. Dazu passt durchaus die Geschichte von dem bulgarischen Dorfpfarrer namens Bogumil (übersetzt Gottlieb). Aber die Existenz eines Bogumil dürfte schwer zu beweisen sein. Vielleicht war es so, vielleicht aber auch nicht, aber ist auf jeden Fall ein interessanter Gedanke. Danke für die Info.

      Verfasst von Vanalander | 07/07/2020, 2:45 PM

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